Lothar Graap wurde am 15. Juni 1933 in Schweidnitz geboren. Seine musikalische Ausbildung begann bereits in Schweidnitz, wurde dann durch die Flucht 1945 unterbrochen und konnte erst in Görlitz fortgesetzt werden, wohin die Familie 1946 übergesiedelt war. 1949 wurde Graap in das dortige Konservatorium aufgenommen, doch wechselte er ein Jahr später in die Görlitzer Kirchenmusikschule über. Nach vierjährigem Studium (Tonsatz und Komposition: Eberhard Wenzel; Orgel: Horst Schneider) legte er die kirchenmusikalische B-Prüfung ab. Seine Studien fanden eine Vervollkommnung in Kursen bei Helmut Bornefeld und Siegfried Reda.
Von 1954 bis 1957 wirkte Graap als Kirchenmusiker in Niemegk (Kreis Belzig); seitdem war er bis zum Eintritt in den Ruhestand als Kantor und Organist an der Klosterkirche in Cottbus tätig. Dort baute er eine regelmäßig im Gottesdienst präsente Kantorei auf und gründete einen ökumenischen Oratorienchor. Nachdem ihm in Anerkennung seiner mannigfachen Verdienste 1975 der Status des A-Kantors zuerkannt worden war, erfolgte 1981 die Ernennung zum Kirchenmusikdirektor. Seit langem an der Ausbildung von C-Kirchenmusikern beteiligt, übernahm Graap 1991 das Fach Orgelspiel am Konservatorium in Cottbus. 1998 Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Cottbus. Seit Juli 1998 wohnt Lothar Graap in Schöneiche bei Berlin im Ruhestand.
Graap ist als vielseitiger Interpret und produktiver Komponist gleichermaßen anerkannt. Kompositorisch ist er stark von seinem Lehrer Eberhard Wenzel und von Paul Hindemith geprägt, ohne jedoch deren Stile zu kopieren. Sein kompositorisches Schaffen wurzelt im Gottesdienst und ist vom Bibelwort her bestimmt. Die Besetzungen und Formen sind wesentlich auf die gottesdienstliche Praxis ausgerichtet. Seine kontrapunktisch betonte und von herb-expressiver Klanglichkeit beherrschte Schreibweise hält sich aber bewusst in den Grenzen einer guten Allgemeinverständlichkeit und bewegt sich in den Bahnen kunstvoller Einfachheit.
Dr. Ursula Herrmann