Der Komponist Lothar Graap
Lothar Graap wurde am 15. Juni 1933 in Schweidnitz (Niederschlesien) geboren. 1949 wurde Graap in das Schweidnitzer Konservatorium aufgenommen, doch wechselte er ein Jahr später in die Görlitzer Kirchenmusikschule über. Nach vierjährigem Studium (Tonsatz und Komposition: Eberhard Wenzel; Orgel: Horst Schneider) legte er die kirchenmusikalische B-Prüfung ab. Seine Studien fanden eine Vervollkommnung in Kursen bei Helmut Bornefeld und Siegfried Reda.
Von 1954 bis 1957 wirkte Graap als Kirchenmusiker in Niemegk (Kreis Belzig); seitdem war er bis zum Eintritt in den Ruhestand als Kantor und Organist an der Klosterkirche in Cottbus tätig. Dort baute er eine regelmässig im Gottesdienst präsente Kantorei auf und gründete einen ökumenischen Oratorienchor. Nachdem ihm in Anerkennung seiner mannigfachen Verdienste 1975 der Status des A-Kantors zuerkannt worden war, erfolgte 1981 die Ernennung zum Kirchenmusikdirektor. Seit langem an der Ausbildung von C-Kirchenmusikern beteiligt, übernahm Graap 1991 das Fach Orgelspiel am Konservatorium in Cottbus. 1998 wurde ihm die Ehrenmedaille der Stadt Cottbus verliehen.
1978 bekam die Cottbuser Schlosskirche eine neue Orgel von Sauer (Frankfurt an der Oder). Graap veranstaltete und musizierte auf und mit diesem Instrument 1025 kirchenmusikalischen Vespern innerhalb von 20 Jahren – eine bis heute legendäre Konzertreihe.
Lothar Graap schuf rund 860 Werke, die in vielen ost- und vor allem westdeutschen Verlagen publiziert wurden und werden. Davon sind in den vergangenen mehr als zwei Jahrzehnten mehr als 50 Titel im Wolfgang G. Haas-Musikverlag Köln e. K. erschienen.
Nach seiner Pensionierung siedelte Lothar Graap mit seiner Frau im Juli 1998 nach Schöneiche bei Berlin um. Zehn Jahre später übernahm er dort als 75-Jähriger nochmals für 15 Jahre ehrenamtlich die Leitung eines ökumenischen Chores. Für sein Wirken weit über das Normale hinaus erhielt Lothar Graap am 29. Januar 2024 in Potsdam das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Kompositorisch ist Lothar Graap stark von seinem Lehrer Eberhard Wenzel und von Paul Hindemith geprägt und entwickelte seinen eigenen Stil. Sein kompositorisches Schaffen wurzelt im Gottesdienst und ist vom Bibelwort her bestimmt. Die Besetzungen und Formen sind wesentlich auf die gottesdienstliche Praxis ausgerichtet. Seine kontrapunktisch betonte und von herb-expressiver Klanglichkeit beherrschte Schreibweise hält sich aber bewusst in den Grenzen einer guten Allgemeinverständlichkeit und bewegt sich in den Bahnen kunstvoller Einfachheit.